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Erste-Hilfe, San, Aus- und Fortbildung

Eine Bühne für die Retter

Veröffentlicht: 08.06.2015
Autor: Undine Zeidler

Sanitäter der DLRG üben auf der Freilichtbühne Lilienthal praxisnah für den Ernstfall

Anne Prigge bekommt Sauerstoff und fühlt sich mit ihrem Herzinfarkt bei dieser Übung von den DLRG-Sanitätern gut versorgt. (Undine Zeidler)
Anne Prigge bekommt Sauerstoff und fühlt sich mit ihrem Herzinfarkt bei dieser Übung von den DLRG-Sanitätern gut versorgt. (Undine Zeidler)

„Ich will nicht ins Krankenhaus“, jammert Regina Hasler. Sie steht unter Schock und versteht gar nicht, was passiert ist. Eine blutende Wunde klafft auf ihrer Wange. Aus dem Unterarm des jungen Mannes neben ihr ragt ein Schraubenzieher, und von überall her gellen Schreie. Sanitäterin Corinna Cordes bleibt gelassen. Sie wickelt eine Binde um Haslers Kopf und beruhigt: „Das lassen wir lieber den Arzt entscheiden.“

Björn Koopmann bildet Sanitäter bei der DLRG aus, an diesem Sonntag hält er Lagebesprechung vor dem Einsatz. (Undine Zeidler)
Björn Koopmann bildet Sanitäter bei der DLRG aus, an diesem Sonntag hält er Lagebesprechung vor dem Einsatz. (Undine Zeidler)

Soweit wird es nicht kommen müssen. Wunden, Knochenbrüche und Herzinfarkte genesen spontan. Hasler, Cordes und all die anderen Verletzten und Sanitäter stehen wenig später beisammen. Sie reden, lachen und werten das Erlebte aus. 16 Sanitäter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) haben auf dem Gelände der Freilichtbühne Lilienthal unter den Augen ihrer Ausbilder für den Ernstfall geübt.

Regina Hasler mimt überzeugend die verwirrte Verletzte. Sie will nach Hause, jammert sie. Sanitäterin Corinna Cordes lässt sich nicht beirren. (Undine Zeidler)
Regina Hasler mimt überzeugend die verwirrte Verletzte. Sie will nach Hause, jammert sie. Sanitäterin Corinna Cordes lässt sich nicht beirren. (Undine Zeidler)

Mit Blaulicht und Martinshorn war der Autokonvoi der DLRG auf der Frankenburger Höge vorgefahren. Welch ein Glück. Gerade an diesem Wochenende hatten sich Sanitäter aus dem ganzen Bezirk Cuxhaven-Osterholz in Lilienthal zu einem Sanitätslehrgang getroffen und dann das. Der Anruf: „Da ist was passiert auf der Freilichtbühne. Die brauchen Unterstützung.“ Eine Gasexplosion habe es gegeben. Neun Verletzte seien im Gelände verteilt. So sieht es das Szenario vor, wie es sich Ralf Müller ausgedacht hat.

Henrik Müller liegt nach der vermeintlichen Explosion ohnmächtig unter den Trümmern. (Undine Zeidler)
Henrik Müller liegt nach der vermeintlichen Explosion ohnmächtig unter den Trümmern. (Undine Zeidler)

Mit Schminke und Stimme

Müller ist der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Lilienthal und hat zusammen mit der Freilichtbühne diese Übung organisiert. Das lag nahe. Bühne und Wasserretter sind eng verbandelt. Bei jeder Theatervorstellung sind die Frauen und Männer in ihren blauen T-Shirts und signalroten Jacken und Hosen mit dabei, falls es jemandem schlecht gehen sollte. Da sei es andersherum überhaupt keine Frage, dass die Bühnenleute bei einer Übung mitspielen, so Bühnenchefin Ulla Hark-Sommer. Und das taten sie im wahrsten Sinne des Wortes. Von der Schminke bis zum teilweisen Einsatz des ganzen Stimmvolumens gaben sie sich ganz ihren Rollen als Verletzte hin.

Da wo sonst für Theatervorstellungen Gesichter geschminkt werden, erschufen die Freilichtbühnen-Maskenbildnerinnen Sabine und Maria Schmidt an diesem Sonntagmorgen aus Vaseline, Farben und Theaterblut abgesägte Finger und Verbrennungen. Oder sie tünchten Gesichter weiß und malten Lippen blau. Stumpfes Bauchtrauma, Herzinfarkt, Beckenbruch oder Lungenödem – die angesagten Verletzungen waren für die gewieften Maskenbildnerinnen eine Abwechslung. „Wir freuen uns, wenn wir mal wieder Wunden schminken können“, sagt Maria Schmidt, während sie mit einer Schere am Bein von Marléne Gronholz drei Beulen aufschneidet. Es sieht ziemlich echt aus, wie da gelber Brei heraus quillt. Schmidt spritzt noch Theaterblut dazu. Fertig ist die Verbrennung.

Sabine Schmidt klebt derweil ihrem Mann zwei Finger mit Pflaster zum Handteller hin weg. Aus Modelliermasse, Farben und künstlichem Blut zaubert sie Fingerstummel. Abgesägt haben soll sich Uwe Schmidt die, wenn nachher die Sanitäter kommen. Dann wird er stöhnen und fluchen, und die Motorsäge liegt noch neben ihm, wenn er sich am Arbeitstisch windet und fast ohnmächtig wird. „Hören Sie mich?“, wird ein Sanitäter ihn fragen und am Arm das Blut abdrücken. Blutdruck messen, Wunde versorgen und immer Protokoll führen. Ein Ausbilder steht daneben und beobachtet jeden Handgriff.

Zu diesem Zeitpunkt wissen die Sanitäter, dass es eine Übung ist. Als sie noch in den Autos saßen, die in Richtung Frankenburg brausten, schlug aber bei vielen das Herz höher, Adrenalin schoss durch ihre Körper. Sabine Behrens von der DLRG-Ortsgruppe Lilienthal: „Ein komisches Gefühl war das schon.“ So sollte es sein, wird der Referent für Sanitätsausbildung, Detlef Niesche, später erzählen. „Wir wollen die Stressresistenz erhöhen, indem wir Stress produzieren.“

Denn in Ruhe üben sei das eine, aber mit Herzklopfen müsse es auch klappen. Sei es beim Elbehochwasser oder bei anderen Großeinsätzen. Darum sei die DLRG froh, wenn sie Möglichkeiten wie diese habe. Und am Ende wird Niesche zufrieden feststellen: „Ich glaube, mehr Praxis kriegen wir nicht hin.“ Die Freilichtbühne war nicht zum ersten Mal DLRG-Übungsort. Das Gelände biete sich an, sagt der Lilienthaler Ortsgruppen-Vorsitzende Ralf Müller. Dort gebe es genug Ecken, um die Verletzten zu verteilen.

Regina Hasler und Patrick Hoffmann beispielsweise hocken in der Kulisse oberhalb der Bühne. Dort warten sie auf ihre Retter. Die holen nach ihrer Ankunft zunächst Rettungskoffer und Tragen aus den Autos und bilden auf der Wiese neben der Bühne Einsatzteams. „Warum helft ihr denn nicht!“, müssen sie sich da schon anhören. Selbst an die Gaffer und Störer haben die Organisatoren gedacht. Wie im echten Leben eben. Einsatzleiter Torge Jander bleibt ruhig, erzählt seinen Leuten, was passiert ist und gibt Kommandos. Ausbilder Ralf Müller beobachtet die Szene und sagt, das sei durchaus realistisch. „Informationen sind das A und O.“ Die Sanitäter müssten wissen, was passiert ist und ob noch Gefahren bestehen. Nach rund 40 Minuten waren dann aber alle Verletzten versorgt und geborgen.

Jander ist selber Ausbilder, und er wusste, dass es diese Übung geben würde. Was er hingegen nicht ahnte: Er sollte die Einsatzleitung übernehmen. Am Ende war er mit sich und seinen Sanitätern zufrieden. Was jedes der Helfer-Teams verbessern konnte, besprachen die Ausbilder mit ihnen in Einzelauswertungen, inklusive Feedback von den Bühnen-Leuten. Die fühlten sich in guten Händen. Anne Prigge hatte ein dickes Lob für die Sanitäter parat: „Ihr könnt so weiter machen.“

Quelle:http://www.weser-kurier.de/region/wuemme-zeitung_artikel,-Eine-Buehne-fuer-die-Retter-_arid,1140789.html

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